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Entsorgungskosten

Stetig steigende Entsorgungskosten!

Bayern hat ein Müllproblem – und das schon seit längerer Zeit.
Das trifft vor allem kleine Gewerbebetriebe und die Entrümpelungs-Unternehmen. Die Entsorgungskosten explodieren massiv und die Kosten müssen auf den Kunden umgelegt werden.
Der Preis für die Entsorgung einer Tonne Sperrmüll hat sich in den vergangenen Jahren fast verdreifacht.

Hintergründe:

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Abfall ist ein internationales Geschäft, er wandert immer dorthin, wo es am billigsten ist. Und dahinter verbirgt sich eine weitere Ursache der bayerischen Krise: Viele Entsorger haben lange daraufgesetzt, den Abfall in Asien loswerden zu können. Doch vor zwei Jahren hat China damit begonnen, die Grenzen zu schließen, andere Länder folgten. Kann weniger exportiert werden, bleibt mehr im Land; ein Dominoeffekt.

Inzwischen häuften sich die Anfragen privater Entsorger, berichtet Günther Langer vom Abfallwirtschaftsbetrieb München, der am Nordrand der Landeshauptstadt die größte Müllverbrennungsanlage Bayerns betreibt. Gut 706 000 Tonnen Müll wurden dort in 2018 verbrannt; mehr als ein Fünftel des Gesamtaufkommens in Bayern. Der Gewerbemüll machte davon beinahe ein Siebtel aus.

Der Müllmarkt ist ein komplizierter, entsprechend vielfältig sind die Ursachen. Da ist zum einen das Bevölkerungswachstum und die (noch) gut laufende Wirtschaft: Die Bayern konsumieren mehr, die Handwerker haben gut zu tun – so fällt viel Müll an. Noch liegen keine genauen Zahlen vor, aber das Landesamt für Umwelt kann bereits sagen, dass das Restabfallaufkommen in 2018 erneut leicht gestiegen ist.

Die Betreiber der Müllverbrennungsanlagen sind nicht gut auf Industrie und Gewerbe zu sprechen. Scheinbar ist es mit dem Recycling von Gewerbeabfällen doch nicht so weit her, wie es die Industrie glauben machen will.

Bei den Betreibern sind die Gewerbeabfälle nicht sonderlich beliebt, weil diese zunehmend aus Kunststoffen bestehen. Warum: Die Kunststoffe brennen einfach zu gut. Die Öfen sind auf einen bestimmten Heizwert ausgelegt, der sich an normalem Hausmüll orientiert. Bei Kunststoffen liegt er um ein Vielfaches höher – dann aber kann insgesamt weniger Müll verbrannt werden, damit die Öfen nicht zu heiß werden. Resultat: Es wird weniger verbrannt und somit auch weniger verdient. Die Müllverbrennungsanlagen wollen viel Durchsatz, denn sie verdienen ihr Geld an der Waage.

Viele Ursachen, aber immer ein Ergebnis: Es gibt zu viel Müll der verbrannt werden muss, für zu wenige Anlagen, die diese Mengen bewältigen können.

Steigerung der Entsorgungskosten durch die Revisionszeiten

Keiner weiß wirklich, wie sich die Situation in den nächsten Jahren entwickelt. Kein Kommunalpolitiker, wird sich für einen Neubau einer Müllverbrennungsanlage stark machen. Denn 1. die Ablehnung durch die betroffenen Anwohner und 2. ein jahrelanges Genehmigungsverfahren durchzuhalten, bedarf es viel Mut und Selbstvertrauen.

Dazu kommt, dass die bayerischen Müllverbrennungsanlagen generell ziemlich in die Jahre gekommen und somit störanfällig sind, was wiederum längere Ausfall- und Revisionszeiten zur Folge hat.

Das führt nun zum speziellen Müll-Sommerloch, das 2019  in Bayern zu beobachten war.  Alle 12 bis 15 Monate muss ein Ofen für einige Wochen zur Revision abgeschaltet werden. Die Betreiber machen das mit Vorliebe im Sommer, denn da braucht niemand die produzierte Fernwärme. Die Anlagen stimmen sich zwar untereinander ab, sie helfen sich gegenseitig aus und nehmen sich im Rahmen eines bayernweiten „Ausfallverbunds“ den Hausmüll ab. Aber generell sind im Sommer die Verbrennungskapazitäten geringer – diese fehlen aber für den Gewerbeabfall.

Gleichzeitig können die Anlagen, die laufen, weniger Abfall verbrennen. Denn dessen Heizwert ist auch Wetter bedingt höher, das organische Material, das in den Restmülltonnen landet, ist trockener; wird Müll auf einem Umschlagplatz zwischengelagert, verdunstet in der Sonne Wasser, was ebenfalls den Heizwert steigen lässt. Ein Problem in jedem Sommer. Besonders schlimm waren diese Effekte im extrem heißen Sommer 2018.

Damals mussten die Müllverbrennungsanlagen viel Müll zwischenlagern und hatten die Hoffnung, die Halden in einem langen, harten Winter abtragen zu können. Der harte Winter blieb aber aus, die Bunker der Verbrennungsanlagen blieben voll und die Zwischenlager auch. Das machte die Lage im Sommer 2019 doppelt schwierig.

Hinzu kam, dass im Würzburger Müllheizkraftwerk seit Juni 2019 eine der drei Ofenlinien für längere Zeit ausfällt, da diese komplett erneuert werden muss. Damit aber fehlte in Bayern eine Jahreskapazität von ca. 60.000 Tonnen – was die anderen Anlagen zusätzlich auffangen müssen. Dieser Ausfall wird voraussichtlich bis Ende 2020 andauern. So wie es sich jetzt darstellt, wird dann im Anschluss der nächste Ofen in der Würzburger Müllverbrennung erneuert.

Jetzt ist/war der Winter 2019/20 auch nicht wirklich sehr kalt und es ist damit zu rechnen, dass sich der Müll weiter anstaut.

Nicht nur in Bayern arbeiten derzeit alle Anlagen mit voller Auslastung. Würde jetzt eine Anlage längere Zeit ausfallen, würde man das bundesweit spüren und die nächste Preiserhöhung würde stattfinden.